15. Januar 2025
So funktioniert sozial nachhaltige Beschaffung
Ein neues Gutachten der Berner Fachhochschule zeigt auf, wie Städte und Gemeinden sozial nachhaltig beschaffen können. Die Autorinnen formulieren praxisorientierte Handlungsempfehlungen, wie Gemeinden die soziale Nachhaltigkeit mit den (oft knapp) vorhandenen Ressourcen im Beschaffungsprozess umsetzen können und beleuchten dabei Risiken und Fallstricke.
Im Jahr 2021 brachte das neue Beschaffungsgesetz in der Schweiz einen längst überfälligen Paradigmenwechsel: Nachhaltigkeit wurde zur zentralen Leitlinie, und zwar in allen drei Dimensionen – ökologisch, wirtschaftlich und sozial. Damit ist erstmals gewährleistet, dass bei öffentlichen Ausschreibungen nicht nur der Preis zählt, sondern auch die Bedingungen, unter welchen ein Produkt hergestellt wurde. Auf der sozialen Ebene hat dieses Gesetz ein grosses Potenzial. Allerdings wird dieses aktuell noch kaum genutzt.
Fair und sozial nachhaltig beschaffen ist einfacher gesagt als getan: Die Umsetzung sozialer Nachhaltigkeit im öffentlichen Beschaffungswesen stellt Städte und Gemeinden vor grosse Herausforderungen. Im Gegensatz zur EU fehlt es in der Schweiz an zentralen Orientierungshilfen und Ressourcen. Hinzu kommen Wissenslücken und Rechtsunsicherheiten, welche die Umsetzung sozialer Aspekte erschweren.
Das revidierte Beschaffungsrecht wirft dringliche Fragen auf: Welche Verpflichtungen entstehen aus dem neuen Beschaffungsrecht für die soziale Nachhaltigkeit? Und wie können Städte und Gemeinden soziale Nachhaltigkeit und fairen Handel in ihren Beschaffungen effektiv umsetzen?
Neues Gutachten: Ergebnisse und Empfehlungen
Antworten liefert das neue Gutachten «Die soziale Nachhaltigkeit im öffentlichen Beschaffungswesen – Wie können Städte und Gemeinden die Ziele der sozialen Nachhaltigkeit und des fairen Handels bei öffentlichen Beschaffungen umsetzen?» Die Studie wurde von der Berner Fachhochschule im Auftrag von Swiss Fair Trade erstellt und von den Fair Trade Town Gemeinden Amriswil, Arlesheim, Bülach, Carouge, Delémont, Fribourg, Glarus Nord, Gossau, Köniz, Renens, Wil sowie den NGOs Fairtrade Max Havelaar, Fastenaktion und Helvetas mitfinanziert.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie Beschaffungsprozesse verändert und soziale Kriterien integriert werden können, um die soziale Nachhaltigkeit gezielt einzufordern. Bereits existierende Good-Practice-Beispiele aus der Schweiz und der EU können dazu als Orientierung dienen. Um Symbolpolitik zu vermeiden und stattdessen echten sozialen Mehrwert zu schaffen, werden im Gutachten auch Risiken und Fallstricke beleuchtet.
Aus der Analyse der Berner Fachhochschule ergeben sich sechs konkrete Empfehlungen. Diese reichen von strategischen Überlegungen bis hin zu Nachweisforderungen. Das Gutachten unterstützt Städte und Gemeinden dabei, dieses zentrale Nachhaltigkeitsziel in die Praxis umzusetzen und mit Leben zu füllen.
Die Publikation richtet sich an Beschaffungsverantwortliche, Projektleitende und politische Entscheidträger:innen auf Gemeindeebene.
Für interessierte Städte und Gemeinden wird Swiss Fair Trade in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule in diesem Jahr verschiedene Workshops zur Umsetzungsunterstützung der Studie inklusive Musterweisungen durchführen.
Hier finden Sie das vollständige Gutachten
Hier finden Sie den zusammenfassenden Policy Brief