Ghana und der Kakao

Ghana und der Kakao

Ein Porträt.

Der Kakao war schon immer von grosser Bedeutung für das westafrikanische Ghana. Der Umgang mit dem Rohstoff, der hauptsächlich für die Produktion von Schokolade verwendet wird, weist eine bewegte Geschichte auf und hat das Land geprägt: Die tiefen Preise des Kakao lösten beispielsweise in den 1930er Jahren Streiks der Kakaobauern aus, die in der Verbrennung von hunderttausenden Tonnen Kakaos mündeten. Auch heute ist Ghana mit Herausforderungen wie beispielsweise Kakaoschmuggel konfrontiert.

Der Hoffnungsträger Westafrikas

Ghana gilt seit den Wahlen 2008 als relativ stabil und weist im Vergleich mit anderen afrikanischen Ländern eine tiefe Korruptionsrate und Verschuldung auf. Obwohl das Land 2015 ein relativ hohes Bruttoinlandprodukt von 1399 Dollar (PPP) pro Kopf erwirtschaftete, lebt gemäss dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) ungefähr ein Viertel der Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze von 1.9 Dollar am Tag.

Ghana ist nach der Elfenbeinküste der zweitgrösste Exporteur von Kakao: Der Rohstoff machte 2009 über 34 Prozent der Exporte des Landes aus.

Über die Hälfte der 26 Millionen Menschen in Ghana ist in der Landwirtschaft tätig und häufig Selbstversorger.

Davon bauen ungefähr eine Million ProduzentInnen Kakao an. Weitere drei Millionen Menschen sind in der Ernte, der Verarbeitung oder im Transport von Kakao involviert.

Umstrittene Kakaobehörde

Nach den grossen Streiks der Kakaobauern/-bäuerinnen in den 1930er Jahren wurde das Cocoa Marketing Board (COCOBOD) ins Leben gerufen. Das COCOBOD legt den Kakaopreis fest, der die Bäuerinnen und Bauern erhalten. Die Behörde ist auch verantwortlich für sämtlichen Export des Rohstoffs. Zudem soll die Behörde Bäuerinnen und Bauern mit subventionierten Düngemitteln und Pestiziden versorgen.

COCOBOD zahlte in den vergangenen Jahren 70 Prozent des Weltmarktpreises für den Kakao. Die Behörde selbst kann den Rohstoff aufgrund der hohen Kakaoqualität für 107-110 Prozent des Weltmarktpreises verkaufen.

Die Differenz wird laut des COCOBOD für die Finanzierung von Forschungsstationen, Verwaltung und Unterstützungsleistungen für die ProduzentInnen verwendet.

Jedoch werden regelmässig Korruptionsvorwürfe gegen COCOBOD erhoben. Die Behörde musste sich bereits mehrmals reformieren (von ursprünglich 100’000 Angestellten sind heute noch 5’000 übrig) und die Preise nach oben korrigieren.

Fairer Handel in Ghana: Weg aus Schmuggel und Armut

Trotz der harten Arbeit leben viele Kakaobäuerinnen und -bauern in grosser Armut und sind unstabilen Preisen ausgeliefert. Mit der Abwertung der nationalen Währung Cedi nahmen auch die Unterstützungsleistungen für die Kakao anbauenden Familien ab.

Als Konsequenz stieg der Kakaoschmuggel massiv an: Die Bohnen werden über die Grenzen ins benachbarte Togo oder in die Elfenbeinküste gebracht, da dort höhere Preise für die Ernte bezahlt werden. So wurden aus Togo in den vergangenen Jahren rund 100’000 Tonnen Kakao exportiert, obwohl das Land jährlich nur 10’000 Tonnen des Rohstoffs produziert.

Sowohl Armut wie auch Schmuggel könnten effektiv mit höheren Einkommen für den Kakao bekämpft werden. Da der Kakaopreis vom COCOBOD festgelegt wird, bietet der Faire Handel für KakaoproduzentInnen in Ghana die einzige Möglichkeit, den Ertrag aus ihrer Ernte zu verbessern. Pro Tonne Kakao werden 200 Dollar Fair Trade-Prämie ausbezahlt, welche für Investitionen in die Gesellschaft verwendet werden kann.

In Ghana gibt es unter anderem eine grosse Fair Trade-Kooperative von KakaoproduzentInnen: Über 94’000 Bäuerinnen und Bauern sind in der Kooperative ‘Kuapa Kokoo’ zusammengeschlossen.

Mit der Fair Trade-Prämie konnten bereits viele Projekten durchgeführt werden: So wurden unter anderem die Infrastruktur mit dem Bau von Brunnen ausgebaut und Moskito-Netze verteilt. Auch HIV-Aufklärungsworkshops und landwirtschaftliche Trainings werden durchgeführt.

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