Interview Kakaoproduzent
„Die Fair Trade-Zertifizierung hat unser Leben verbessert“.
Swiss Fair Trade hatte die Möglichkeit sich mit dem Kakaoproduzenten Emmanuel Sarpong aus dem Asunafo North Distrikt in Ghana zu seiner Tätigkeit auszutauschen. Im Interview erzählt Emmanuel Sarpong aus seinem bewegten Leben als Kakaoproduzent.
SFT: Wir würden gerne mehr über Sie erfahren: Wie lange bauen Sie bereits Kakao an und wer arbeitet auf Ihrem Hof?
E.S: Ich produziere seit 25 Jahren Kakao und baue die Bohnen zusammen mit meiner Frau und meinen sieben Kindern an. Die ganze Familie hilft bei der Ernte mit. Die Kinder gehen alle regulär in die Schule. Vor meiner Pensionierung war ich neben meiner Arbeit auf dem Hof auch Lehrer für Gesellschaftsstudien.
Sie tragen die Fair Trade-Zertifizierung FLO-CERT. Wie kam die Zertifizierung zustande?
Wir sind seit 2011 zertifiziert. Dieser Wunsch wurde unter einigen Kakaobauern in unserer Region laut, die sich Anfang 2010 zur Kooperative „Asunafo North Union“ zusammengeschlossen haben. Innerhalb der Kooperative haben wir beschlossen, die Zertifizierung anzustreben.
Sie arbeiten in einer grossen Kooperative. Funktioniert die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern gut, oder kommt es auch mal zu Schwierigkeiten?
Grundsätzlich funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. Unsere Union vertritt insgesamt 57 Gesellschaften mit 7’000 Kakaobauern. Gestartet sind wir aber mit 69 Gesellschaften. Leider mussten wir aber einige suspendieren, weil sie sich nicht an die Regeln der Kooperative, beziehungsweise der Fair Trade-Zertifizierungsstelle gehalten haben.
Hat Ihnen die Fair Trade-Zertifizierung und die Organisation als Kooperative geholfen? Falls ja, wie?
Einerseits hat uns die Organisation in der Kooperative sehr viel gebracht. Seitdem wir so organisiert sind, haben wir mehr Einfluss, zum Beispiel auf die Politik. Vor kurzem konnten wir so gegen illegale Minenarbeit auf unseren Plantagen protestieren.
Die Fair Trade-Zertifizierung selbst hat unser Leben vor allem durch die Fair Trade-Prämie verbessert, die wir zusätzlich zum normalen Preis erhalten. Beispielsweise haben wir letztes Jahr 12’000 Tonnen Kakao produziert. Für jede Tonne Kakao erhalten wir eine Fair Trade-Prämie von 200 Dollar, mit welcher wir uns über Wasser halten können, denn die Kakaopreise sind in Ghana sehr tief. Mit der Fair Trade-Prämie konnten wir viel Geld in unsere Gemeinschaft investieren: Zum Beispiel helfen wir unseren Mitgliedern, die Schulgebühren ihrer Kinder zu bezahlen. Zudem haben wir nun die Möglichkeit, Workshops und Weiterbildungen durchzuführen. So haben wir gelernt, welche Anbaumethoden für den Kakao geeignet und nötig sind und unsere Gesundheit nicht gefährden.
Was sind Ihre grössten Herausforderungen beim Kakaoanbau?
Dies sind ganz klar die Wetterbedingungen und das Klima. Wir hatten seit Januar keinen Regen mehr. Das beeinträchtigt den Anbau von Kakao stark. Zudem sind die tiefen Preise für Kakao für viele nicht zertifizierten Bauern und Bäuerinnen nicht mehr existenzsichernd. Häufig überwiegen die Kosten die Einnahmen.
Essen Sie auch Schokolade?
Sehr selten, obwohl ich Schokolade sehr mag. Wann immer ich in die Stadt fahre, kaufe ich etwas Schokolade für die Familie ein.
Haben Sie einen Traum?
Ich würde gerne einmal in meinem Leben eine Schokoladenfabrik im Norden besuchen. Nach 25 Jahren Erfahrung in der Kakaoproduktion weiss ich, wie man Kakao herstellt. Bisher habe ich jedoch noch nie die Produktion von Schokolade mit eigenen Augen gesehen. Deshalb ist es mein Traum, einmal eine Schokoladenfabrik im Norden zu besuchen.
——————
Das Interview mit Emmanuel Sarpong fand am 21. April 2017 telefonisch statt.