Forderungen an UN-Klimakonferenz

Klima

UN Klimakonferenz: Fairness in den Mittelpunkt der Klimaziele stellen

Forderungen der internationalen Fair-Trade-Bewegung an die UN-Klimakonferenz

„…im Kampf gegen den Klimawandel geht es im Wesentlichen um Menschenrechte und darum, Gerechtigkeit für diejenigen sicherzustellen, die unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden – verwundbare Gemeinschaften – …Für mich bedeutet Klimagerechtigkeit, die Menschen in den Mittelpunkt der Lösung zu stellen.“

Mary Robinson, UN-Sonderbotschafterin für den Klimawandel

Echte Fairness im Handel durchsetzen

Die COVID-Pandemie hat die einschneidenden strukturellen Ungleichheiten weltweit verdeutlicht. Sie machte klar, dass es immer dringender wird, unser Wirtschaftssystem auf eine sozial gerechte und umweltverträgliche Weise umzugestalten. Wir brauchen ein neues Verständnis, wie Geschäftsbeziehungen gelebt werden. Die Fortführung des „Business-as-usual“ mit dem alleinigen Ziel des Profits wird katastrophale Folgen für die heutige und künftige Generationen haben.

Wir sehen eine Zukunft mit fairer Anpassung für alle

Die soziale Dimension des Klimawandels wird bei den Verhandlungen in den bestehenden Foren meist übersehen oder nicht berücksichtigt. Die Fair-Handels-Bewegung hält jedoch die soziale Dimension für unverzichtbar, um sinnvoll auf eine Netto-Null-Zukunft hinzuarbeiten. Solange dieser Aspekt nicht gebührend anerkannt und ernsthaft als Teil der Klimaschutz- und Klimaanpassungsmassnahmen aller Verhandlungsparteien der Weltklimakonferenz angegangen wird, befürchten wir, dass es kaum Fortschritte geben wird und die Weltgemeinschaft die schlimmsten Folgen eines globalen Temperaturanstiegs von +1,5°C nicht oder zu spät abwenden wird. Unternehmen formen unseren Planeten mit.

Deshalb rufen wir dazu auf, alternative Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz in ihr Kerngeschäft integrieren. Gemeinsam, an der Seite jener Handelsakteur*innen, die sich dem Konzept des Fairen Handels und der Beschaffung bei Produzent*innen verschrieben haben, können wir den Weg für umweltfreundliche Lösungen ebnen. Diese nachhaltigen Produktionsweisen können den Ausstoss von Treibhausgasen (THG) aus nicht nachhaltiger Landnutzung eindämmen und stellen in der Regel die Emissionen aus dem Transport derselben Produkte in den Schatten.

 

Es muss Klimagerechtigkeit und Handelsgerechtigkeit geben

Wir rufen politische Entscheidungsträger*innen, Wirtschaftsführer*innen, Klimafinanzpraktiker*innen und zivilgesellschaftliche Bewegungen dazu auf, mehr Zeit und Ressourcen für kontextspezifische Lösungen aufzuwenden, durch die alle
Akteur*innen ihre Verantwortung wahrnehmen können. Kleinbauer*innen und Arbeiter*innen sind Teil der Lösung der Klimakrise, und sie müssen auch die Möglichkeit erhalten, diese mitzugestalten.

Es geht nicht darum, ob es  Klimagerechtigkeit oder Handelsgerechtigkeit geben sollte. Diese beiden Elemente sind untrennbar miteinander verbunden. Je rechenschaftspflichtiger und umweltfreundlicher die Geschäftsmodelle sind, desto grösser wird unsere Fähigkeit sein, soziale und ökologische Nachhaltigkeit in grossem Massstab zu integrieren. Beides ist unabdingbar, damit nachhaltige Modelle wirklich funktionieren und die notwendigen Übergänge zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung – engl. Sustainable Development Goals (SDGs) – und des Pariser Abkommens vollzogen werden können.

Die Uhr tickt schnell und es bleiben gerade noch neun Jahre, um die SDGs zu erreichen

Ziele abstecken und festlegen

  • Wir fordern die Regierungen auf, den privaten Sektor in der gesamten Lieferkette zu mehr Transparenz und Rechenschaft bezüglich ihrer Verpflichtungen zu Nachhaltigkeit in Produktion und Konsum zu bewegen, und zusammenzuarbeiten, um eine nachhaltige Lebensgrundlage für Kleinbäuer*innen, Produzent*innen und Arbeiter*innen zu gewährleisten.
  • Wir fordern die Unterstützung einer obligatorischen Berichterstattung, die alle grossen Unternehmen und Organisationen verpflichtet, ihre vollständigen CO2-Fussabdrücke zu veröffentlichen. Dies wird eine grössere Verantwortlichkeit der Unternehmen gewährleisten und gleichzeitig sicherstellen, dass Unternehmen, die positive Schritte zur Bewältigung ihrer Umweltauswirkungen umsetzen, nicht von denen unterboten werden, die dies nicht tun.
  • Wir fordern die Regierungen zu geeigneten und wirksamen politischen Massnahmen auf, die die Bemühungen fortschrittlicher Unternehmen wertschätzen und fördern.

Klimafinanzierung in grossem Massstab

Wir unterstützen nachdrücklich die internationalen Forderungen an die reichen Länder, ihr Versprechen über 100 Milliarden Dollar Klimahilfe einzuhalten. Laut dem Internationalen Fond für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) und der Klimapolitischen Initiative (CPI) (2020) kommen weniger als 2 Prozent der Klimafinanzierung bei den Kleinbäuer*innen an. Die Klimafinanzierung muss den Landwirt*innen zugutekommen – mit Finanzmitteln und Partnerschaften auf Betriebsebene, die die Landwirt*innen in die Lage versetzen, sich anzupassen und widerstandsfähiger zu werden, sowie die Umstellung auf eine Netto-Null-Produktion im landwirtschaftlichen Betrieb unterstützen.

  • Wir fordern die Regierungen auf, nachhaltige Partnerschaften zu unterstützen, zu ermöglichen und zu fördern: Partnerschaften werden effektiver sein, wenn die Landwirt*innen im Mittelpunkt der Entscheidungsfindung stehen. Sie wissen am besten, wie sich der Klimawandel auf ihr lokales Umfeld auswirkt und welche Änderungen nötig sind, um widerstandsfähiger und nachhaltiger zu werden. Vor allem müssen landwirtschaftliche Gemeinschaften die Richtung der Umsetzungsprogramme steuern und einen klaren gemeinschaftlichen und finanziellen Nutzen daraus ziehen können wie auch ein hohes Mass an zusätzlicher Kohlenstoffbindung.

Neue Handelsregeln und -vorschriften, die Grundlage für die Verwirklichung unserer gemeinsamen Agenda

Die globale Handelspolitik muss die höchsten Umweltstandards unterstützen – zur Förderung von vorbildlichen Praktiken, Innovationen mit geringem Kohlenstoffdioxidausstoss, Herstellung und Handel nachhaltiger Produkte und der Einführung umweltfreundlicher Technologien entlang der Lieferketten sowie unerschütterlichem Engagement für die Menschenrechte, die Umsetzung der SDGs und des Pariser Abkommens. Dies sollte eine verbindliche und einklagbare Grundanforderung an Handelsabkommen sein.

  • Wir unterstützen Initiativen zur Verschärfung von Umweltvorschriften wie die der Europäischen Union oder des britischen Umweltgesetzes zur Bekämpfung der Abholzung in Wertschöpfungsketten.

 

Es ist noch nicht zu spät, dass sich weitere Akteur*innen die Grundsätze des Fairen Handels zu eigen machen. Die Fair-Handels-Bewegung heisst alle willkommen, die nach praktikablen Lösungen suchen, und dazu beitragen, die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern und sich für Klimagerechtigkeit einsetzen.

Lesen Sie hier die ausführliche Version der Position der Fair-Trade-Bewegung zu COP26.

Die unterzeichnenden Organisationen:

Fair Trade Advocacy Office
World Fair Trade Organization
Fairtrade International
CLAC
Scottish Fair Trade Forum
Commerce Équitable France
Shared Earth
Weltladen Dachverband
Traidcraft Exchange
Fair Trade Scotland
Swiss Fair Trade
Fair World Project
Coordinadora Estatal De Comercio Justo
GEPA
EZA
Equo garantito
Forum Fairer Handel
Oxfam Magasins du monde
Ecoffins

 

[1] Englisch: Placing fairness at the heart of climate ambitions

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