Forderungen aus Covid-19

Forderungen aus Covid-19

Die Fair Trade Bewegung fordert die G20 auf, faire Massnahmen zu ergreifen

 

COVID-19 nahm seinen Anfang als Gesundheitskrise, eskalierte aber zu einer Wirtschaftskrise, welche die zahlreichen Schwächen des gegenwärtigen Systems aufzeigte. «Lockdowns» und Grenzschliessungen wirkten sich unmittelbar auf das Einkommen der ärmsten und am meisten schutzbedürftigen Haushalte aus.

Die Ernährungssicherheit leidet. Regionale Märkte, auf denen in Entwicklungsländern die meisten Lebensmittel gehandelt werden, wurden geschlossen. Dadurch verloren Kleinbauern ihre Kanäle, um die produzierten Lebensmittel zu verkaufen. Die Krise erinnert uns, wie vernetzt die Welt ist, und macht deutlich, dass eine Lieferkette nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied.

Wenn Bauern Lebensmittel nicht sicher anbauen und in die ganze Welt liefern, ist nicht nur die Ernährungssicherheit des globalen Südens betroffen, auch die Ernährungssicherheit des globalen Nordens ist gefährdet. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, sowohl im globalen Norden wie im globalen Süden Landwirte dabei zu unterstützen, die Welt zu ernähren.

COVID-19 hat uns zur Frage veranlasst, welche Regeln die wichtigsten sind. Wir haben nun die Möglichkeit, das wenig nachhaltige globale Wachstumsmodell radikal zu überdenken und mit einem System zu ersetzen, das den Schwerpunkt auf Wohlbefinden, Nachhaltigkeit und Gleichheit legt.

Fair Trade Unternehmen und Lieferketten gefährdet
Unternehmen und Lieferketten, die auf der Basis von Fair Trade für die am stärksten ausgegrenzten und benachteiligten ProduzentInnen im globalen Süden eingerichtet worden sind, spüren die Folgen der Krise besonders deutlich. Stark betroffen sind Textil- und BlumenproduzentInnen: Sie sind nicht nur mit einer sinkenden Nachfrage, sondern auch mit Herausforderungen beim Versand konfrontiert. Das hat bereits zu Arbeitsplatz- und Einkommensverlusten geführt, welche die Armut verschärfen.

Wenn Fair Trade Unternehmen die gegenwärtige Wirtschaftskrise nicht überleben, dann werden die am stärksten schutzbedürftigen Personen in den Entwicklungsländern den Preis dafür bezahlen müssen. Bereits erzielte Fortschritte auf dem Weg zur Agenda 2030 und den UN-Entwicklungszielen würden zunichte gemacht.

Die Fair-Trade-Bewegung fordert die G20-Führer auf:

  1. Mensch an erste Stelle setzen: In Ländern mit niedrigem Einkommen, wo die Bedrohungen durch Armut und Hunger am grössten sind, müssen Kurzarbeitsprogramme für Arbeitnehmern und Landwirte eingeführt werden. Händler und Brands sollen diese Programme mitfinanzieren und dafür sorgen, dass sie ihren Lieferanten zur Seite stehen, anstatt Aufträge zu stornieren, wie es derzeit vor allem in textilen Lieferketten stattfindet.Bauern und Arbeiter sollen unter allen Umständen Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und Wohnmöglichkeiten haben. Dort, wo die Regierungen auf Bauernhöfen und Plantagen keinen Lockdown eingeführt haben, müssen Bauern und Arbeiter angemessene Schutzkleidung erhalten und es muss Social Distancing eingeführt werden.
  2. Bereitstellung eines Konjunkturpaket für eine grüne und faire Transition: Es braucht ein Konjunkturpaket, um eine grüne und faire Transition zu unterstützen. Dieses braucht einen klaren Fokus auf Klima, Umwelt und biologische Vielfalt. Es soll gewährleisten, dass der Investitionsboom nach Ende der COVID-19-Krise die Möglichkeit schafft für einen Übergang zu einer fairen und CO2-neutralen Wirtschaft mit nachhaltigen und widerstandsfähigen Lieferketten.Sämtliche Rettungsaktionen für Unternehmen müssen mit klaren Konditionen verbunden sein und strengen Bedingungen entsprechen: Kein Geld für umweltschädliche Industrien ohne verbindliche Verpflichtungen zur Bewältigung der Klimakrise, keine Kündigung von Verträgen mit langfristigen Partnern in den Lieferketten.
  3. Unterstützung von Fair-Trade Unternehmen: Es sollen kurzfristig finanzielle Unterstützung durch zweckgebundene Fonds sowie durch zinslose Kredite oder Darlehen angeboten werden, damit Fair-Trade-Unternehmen und Lieferketten mit einem ausreichend grossen Betriebskapital die Krise überleben können. So können sie zur Förderung der Agenda für nachhaltige Entwicklung beitragen und faire, belastbare und sichere Lieferketten gewährleisten.

 

Die vollständige Version der internationalen Erklärung der Fair-Trade-Bewegung können Sie hier lesen.